Kunstradfahren ist eine Radsport- und Ästhetiksportart, die zumeist in Sporthallen auf einem speziell dafür vorgesehenen Kunstrad ausgeübt wird.

Entstehungsgeschichte

Bereits vor 1900 wurde Kunstradsport in den USA von Radakrobaten wie Nicholas Edward Kaufmann und John Featherly betrieben; sie verdienten damit ihren Lebensunterhalt. War es zu jener Zeit eher die Beherrschung des Fahrrades und das Fahren einer bestimmten Wegstrecke, hat sich der Kunstradsport zu einer technischen Disziplin entwickelt, welche im Leistungssport auch vor Sportphysik und Sportpsychologie keinen Halt macht.

Regeln

Im Kunstradfahren werden folgende Disziplinen unterschieden:

  • Einer-Kunstradfahren der Männer oder Frauen
  • Zweier-Kunstradfahren der Frauen oder offene Klasse
  • Vierer-Kunstradfahren der Männer oder Frauen
  • Sechser-Kunstradfahren der Männer oder Frauen

Beim Einer-Kunstradfahren werden Übungen auf einem Spezialrad gezeigt. Hierbei werden 30 Übungen in fünf Minuten gezeigt. Diese Übungen können einfache Grundelemente (z. B. rückwärts fahren, Stillstand, …), statische Stände (z. B. auf Sattel und Lenker), statisch turnerische Elemente (z. B. Handstände, Stützwaagen, Vorhebehalten oder Stützgrätschen), Steiger (Übungen, bei denen nur auf dem Hinterrad gefahren wird), Drehungen (= Pirouetten) (z. B. in einer Steigerposition auf dem Hinterrad), Übergänge (= translatorische Elemente) (von einer Steigerposition zur anderen), translatorische Rotationen (z. B. Lenkerstanddrehung (über der Achse des Vorderrades), Drehsprung (um das Vorderrad)), Sprünge und Hocken (z. B. Sprung vom Sattelstand zum Lenkerstand) sein.

Im Zweier-Kunstradfahren besteht die Kür aus zwei Teilen. In einem Teil (meist der erste) fahren zwei Sportler/innen auf zwei Rädern, Übungen, die auch aus dem Einer-Kunstradfahren bekannt sind (z. B. Steiger). Die meisten Übungen werden dabei synchron präsentiert. In dem anderen Teil nutzen die Sportler gemeinsam ein Rad; hierbei können ebenfalls gemeinsam Stände (z. B. einer steht auf dem Sattel, der andere auf dem Lenker) gezeigt werden, es kommen außerdem „Trageübungen“ (ein Sportler fährt bestimmte Übungsposition, der andere sitzt oder steht auf den Schultern) hinzu. Seit 2008 wird diese Disziplin bei Meisterschaften auch gemischt (Männlich/Weiblich) gefahren.

Beim Vierer- und Sechser-Kunstradfahren nutzt jeder Sportler sein eigenes Rad. Es werden keine dem Turnen verwandte Übungen gezeigt, sondern verschiedene Figuren möglichst synchron gefahren. Diese können entweder Niederrad (beide Räder haben Kontakt zum Boden) oder im Steiger (Vorderrad hat keinen Kontakt zum Boden) jeweils vorwärts oder rückwärts gefahren werden. Bei Schülern werden hierbei 25 Übungen in fünf Minuten gezeigt. Bei Junioren oder Elite werden 30 Übungen in 5 Minuten gezeigt.

Das Kunstrad

Das Kunstrad ist ein meist handgefertigtes Spezialrad. Es ist mit Spezialreifen ausgestattet, was eine sichere Bodenhaftung auf ebener Fläche, z.B. Hallenboden oder Holzparkett, garantiert. Eine starre 1:1-Übersetzung ermöglicht schnelles Anfahren und Bremsen, außerdem ist durch den Starrlauf auch rückwärtsfahren möglich. Lenker und Sattel sind so beschaffen, dass man mit Gymnastikschuhen auf ihnen stehen kann. Die Lenkerholme müssen abgerundet oder durch Griffe geschlossen sein. Der Sattel muss fabrikmäßig hergestellt sein. Er darf eine Länge von maximal 300 mm, eine Breite von maximal 220 mm und eine größte unbelastete Durchbiegung von 60 mm aufweisen. Die Kurbeln müssen von Mitte Tretlager bis Mitte Pedalachse eine Länge von 130–170 mm haben. Des Weiteren gibt es als Auftritte Dorne mit einer Maximallänge von 50 mm, welche beidseitig an den Achsen der Laufräder angebracht sind und mehr Übungen im Einer- und Zweierkunstradfahren ermöglichen. Verkehrssicher im Sinne der Straßenverkehrsordnung ist ein Kunstrad nicht. Üblicher Gebrauch auf Straßen würde das Rad zudem beschädigen, da es für den Betrieb auf ebenen Flächen ausgelegt ist. Die Sportbekleidung besteht neben den rutschfesten Gymnastikschläppchen in der Regel aus einer festen Gymnastikhose (Leggings) und einem Trikot. Im Mannschaftssport muss die Mannschaft einheitlich gekleidet sein. In allen Disziplinen muss vor Wettkampfbeginn eine sportliche Präsentation erfolgen, eine Kürmusik ist möglich.

Quellen

Text

Wikipedia, Die freie Enzyklopädie: Kunstradfahren. In: https://de.wikipedia.org/wiki/Kunstradfahren, 26.06.2018.

Bild

Wikipedia, Die freie Enzyklopädie: Kunstradfahren. In: https://de.wikipedia.org/wiki/Kunstradfahren#/media/File:Kunstrad-01.jpg, 26.06.2018.